Gewaltfrei leben kann Luxus sein. Die Bücher "Insoumise" von Sonia Grimm und "Teufelskreis" von Louise Hill legen davon Zeugnis ab. IW hat die beiden Frauen nach ihren Erfahrungen befragt und darüber, was sie Gewaltbetroffenen raten.
Einmal körperliche Gewalt erleben ist keinmal – oder ist einmal schon einmal zuviel? Was meinen Sie, Louise Hill?
Einmal ist schon zuviel. Denn einmal führt zu zweimal. Und dann wird Gewalt in der Beziehung als Normalität betrachtet. Körperliche Gewalt ist eine klare Überschreitung von Respekt. Ich rate Frauen klar auszudrücken, was für sie akzeptabel ist.
Welches sind die Warnsignale, die es warnehmen gilt?
Warnsignale sind exzessives Kontrollieren des Gegenübers, oft verursacht durch Verlustängste. Wichtig ist es auch zu schauen, wie er mit seiner Herkunfsfamilie, insbesondere der Mutter oder einer Schwester, umgeht.
Soll das Umfeld bei Verdacht auf häusliche Gewalt die Betroffene ansprechen?
Ja, unbedingt. Das ist sehr wichtig, damit die Betroffene weiss, dass sie nicht alleine ist. Als Betroffene ist man sehr verunsichert und zweifelt an sich selbst. Es ist schwierig, sich einen Weg aus der Gewalt vorzustellen. Der Gewaltausübende redet einem ein, dass man verrückt sei, dass man nichts wert sei und dass man das Leben ohne ihn nicht schaffe. Da braucht es Gegenstimmen, damit die Betroffene sich aufbauen und wieder an sich glauben kann. Es ist ein langer Prozess, der für das Umfeld oft unverständlich ist. Doch es ist sehr wichtig, dass das Umfeld nicht aufgibt und für die Betroffene da ist. Ihr sagt, dass sie es nicht verdient hat, so behandelt zu werden, dass sie eine wunderbare Frau ist, die ein glückliches Leben verdient. Dass du für sie da bist, wenn sie dich braucht.
Louise Hill, "Teufelskreis. Mein bitteres Leben mit dem Zuckerbäcker"; Buchbestellung hier: http://www.louisehill.ch/
Das Zuhause ist nicht for alle ein sicherer Ort. Durch die Ausgangssperren während der Coronavirus-Pandemie erhöhten sich die Fälle häuslicher Gewalt weltweit. Helfen Sie uns Frauenhaus Schweiz zu unterstützen, etwa indem Sie den Betrag für die annullierten Meetings der Dachorganisation Frauenhäuser Schweiz spenden: IBAN CH91 0078 1618 5055 8200 3. Vielen Dank!