Rose-Blanche Haag war der Ehrengast unseres Distrikts. Governor
Isabel Caduff würdigte in einer Hommage ihren aussergewöhnlichen und
beispielhaften Lebensweg. Rose-Blanche, die mittlerweile 107 Jahre alt ist,
wurde von 109 Innerwheelerinnen mit einer langen Standing Ovation geehrt.
Rose-Blanche Sourdeau wird während des Ersten Weltkriegs am 30.
September 1915 in Paris geboren. Dort absolviert sie ihr Studium, das sie
glanzvoll mit einem Lizenziat in Naturwissenschaften – Biochemie und
Physiologie – abschliesst. Sie ist die einzige Frau unter ihren Mitstudierenden!
Anschliessend setzt sie ihre Forschungen am Institut Pasteur fort.
1939 verzichtet sie auf ein vielversprechendes Doktorat, «um ihrem Land
von Nutzen zu sein» (sic), und meldet sich beim Rüstungsministerium, das sie
anstellt und nach Poitiers schickt.
Mit 24 Jahren kommt sie in Kontakt mit der Arbeiterschaft, was für ihr
zukünftiges soziales Engagement und ihre grosse Aufgeschlossenheit entscheidend
ist. Ab 1942 engagiert sie sich in der Résistance und leitet gleichzeitig ein
Zentrum für junge Arbeiterinnen, eine auf Initiative von Marschall Pétain
gegründete Einrichtung. Diese Tätigkeit ermöglicht ihr, zahlreiche jüdische
oder im Widerstand tätige verfolgte Menschen zu unterstützen, zu verstecken und
zu retten.
Als sie sich bei Claude Blancpain nach ihren ehemaligen Mitstudierenden
erkundigt, kommt es zu einem Wiedersehen mit Erwin Haag. Nach Aufenthalten in
Paris, Poitiers, Gap, Nizza und Marseille heiratet sie 1948 und gründet ihre
Familie in Freiburg.
Mit präzisen, kritischen Kommentaren hilft sie Erwin Haag, den
Brotaufstrich «Le Parfait» zu entwickeln und zu einem Spitzenprodukt der Fabrik
Dyna in Freiburg zu machen.
Über ihre Aktivitäten während des Zweiten Weltkriegs spricht
Rose-Blanche Haag nur wenig. Ihr Land, Frankreich, anerkennt ihre Verdienste
und zeichnet sie mit der Ehrenlegion aus.
Noch weniger redet sie über ihre zahlreichen persönlichen und
ehrenamtlichen sozialen Aktionen: Paar- und Familienberatung Freiburg,
Unterricht in Hauswirtschaft an der Volkshochschule Freiburg, Schreibtätigkeit
– als eine der ersten Frauen – für die Consommateur Information, heute
Fédération Romande des Consommateurs et Consommatrices.
1986 gründet sie mit 21 Freundinnen den IW Club Freiburg, dem sie
seither als Mitglied die Treue hält. Ihr Interesse gilt der Kultur der
Freundschaft und den übrigen Clubmitgliedern, und sie beteiligt sich an allen
karitativen und sozialen Aktivitäten.
Mit 80 Jahren übernimmt sie das Amt der Bulletinière und verfasst die
Bulletins von Hand, mit Präzision und in einem gepflegten Französisch, um das
wir sie beneiden!
Als engagierte, treue, überzeugte und an allem interessierte
Innerwheelerin ist sie nicht nur das Gedächtnis des IW Clubs Freiburg, sondern
darüber hinaus auch ein Musterbeispiel für alle Freundinnen von IW Schweiz und
Liechtenstein.
Text Marianne
Nussbaumer und Catherine Plancherel-Lévy (verfasst anhand von Quellen,
die von ihrer Tochter, Florence Marbach-Haag, zur Verfügung gestellt wurden)