Inner Wheel im Rotary Magazin - September 2020

Dienstag, 8. September 2020

Die grösste Müllhalde Europas – und Chance for Children

Als Kind kaufte ich bei Frau Meier im Konsum das ein, was meine Mutter auf den Postizettel geschrieben hatte. Heute sind Einkaufsmöglichkeiten oft unbeschränkt - ebenso sid es die Abfallberge. Europaweit belegte unser Land 2017 den drittvordersten Platz. 

Wir entsorgen fein säuberlich getrennt. Viel Abfall kommt inzwischen «veredelt» in neuen Produkten vor, zum Beispiel in Design-Bikinis aus PET-Flaschen. Das sind Fortschritte. Sehr viel giftiger Elektroschrott aus der westlichen Welt landet aber weit entfernt in Ghana in der Stadt Accra. Agbogbloshie ist die «grösste Müllhalde Europas». Diese Müllhalde bringt Geld, aber zu welchem Preis? Tausende von Menschen durchsuchen die Abfallberge. Arbeiter schmelzen Plastikverkleidungen, um an begehrte Rohstoffe zu kommen. Über der Müllhalde qualmt ständig toxischer Rauch. Kinder suchen hier brauchbaren Abfall. Viele verliessen ihre Familie auf der Suche nach Arbeit; sie leben auf der Müllhalde, auf der Strasse. Sie atmen giftige Dämpfe ein; Mädchen verkaufen ihren Körper, Knaben schleppen Waren.

Vor wenigen Jahren lernte ich Chance for Children (CFC) kennen. Diese NGO wurde 1999 von Daniela Rüdisüli Sodjah gegründet. Heute zählt sie rund 60 einheimische Mitarbeitende. CFC macht Strassenarbeit, führt ein Tageszentrum ganz in der Nähe von Agbogbloshie, zudem Heime rund eine Stunde ausserhalb, begleitet Strassenkinder zurück in ihre Familien und arbeitet präventiv. Die wichtigsten Ziele von CFC sind, Strassenkinder und ihre Familien zu stärken, ihnen eine Schul- und Berufsbildung zu ermöglichen, um sich eine bessere Zukunft aufbauen zu können. 2019 stärkte die Organisation über 1400 Strassenkinder. Viele von ihnen haben damit die Perspektive, in ihrer Heimat ein menschenwürdiges, gesundes Leben führen zu können. 

Hanna Lienhard, Governor 2020/21

(www.chance-for-children.org/de)

 

Foto: zvg