2020 war ein beispielloses
Jahr, Covid-19 forderte uns stark heraus. Dazu initiierten wir TVET Agency, ein
Programm, das unsere Jugendlichen in ihrer Berufsbildung begleitet. Es
berücksichtigt Bedürfnisse und Stärken unserer ehemaligen Strassenkinder
und orientiert sich am schweizerischen dualen Ausbildungssystem.
Unsere jungen Erwachsenen, die
sich nach neun Grundschuljahren für einen handwerklichen Beruf entscheiden,
absolvieren oft bei einer «fachkundigen» Person eine Lehre, die
im Durchschnitt drei Jahre dauert. Diese Zeit ist allerdings nicht klar
strukturiert. Sie besteht darin, den «Master», respektive Vorgesetzten, zu
beobachten und das nachzuahmen, was dieser vorzeigt. Eine ergänzende Berufsschule
fehlt.
Oft sind die jungen
Menschen überfordert mit dieser neuen Situation. Sie haben keine direkte
Ansprechperson am Arbeitsplatz, die sie in dieser so wichtigen Phase begleiten
und unterstützen sollte. Oftmals schlängeln sie sich durch die Lehre, nicht
selten verlieren sie den Durchhaltewillen. Es kommt zu Konflikten mit dem
Vorgesetzten. Wenn sich die Probleme häufen, liegt der Rückzug nahe: fernbleiben,
die Ausbildung abbrechen. Wieder «lockt» das Strassenleben - ein Einlasstor
ohne Ausweg. Genau da setzt das neue Programm an.
Unser neues Konzept verbindet 80
Prozent praktische Fähigkeiten in den Firmen und 20 Prozent Theorie mit
Allgemeinwissen. Dazu gehört auch Selbst- und Sozialkompetenz mit der
Vermittlung von ethischen Werten und Verantwortungsbewusstsein.
Die jungen Erwachsenen arbeiten jeweils drei Wochen pro Monat mit ihrem «Master»,
die vierte Woche sind sie bei uns in der Trainingswoche.
Pilotphase 2021 / 2022
Derzeit begleiten wir neun
junge Menschen aus Baugewerbe, Gastronomie, Körperpflege und Mode. Bis Mitte
2022 sollen es zwanzig sein. Am 7. Mai 2021 war die Eröffnung zu diesem
Programm. Vom 31. Mai bis zum 4. Juni fand die erste Ausbildungswoche mit
Lehrlingen statt.
Gleichzeitig bieten wir deren
Ausbildnern Workshops an, in denen ihnen didaktisches Wissen vermittelt wird. Die
„Master“ sollen inspirierendes Vorbild sein und wissen, wie sie konstruktiv Feedbacks
geben, mit den jungen Menschen über Erreichtes reflektieren und zusammen
mit den Lernenden Ziele setzen. Das ist für viele junge Menschen Neuland. Das aber
stärkt sie und erlaubt selbstgesteuertes Leben.
Text: Daniela Rüdisüli Sodjah, Gründerin und Geschäftsleiterin von CFC